Texte + Gedichte: Glockenblumen (25.5.1964)
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Glockenblumen
Und blaue Blätter öffnen sich trunken
dem Wind, nicken und sind geborgen
im Grün. Im Blütenkelch versunken
harren die Töne von Gestern und Morgen.
Die weichen Stengel zittern empor
wie Botschaften, der Atem durchschauert
die Wiese; was Sonne an Kraft verlor
wird hier erneuert. Überall lauert
die Bestie, die gleichgültig große
Lebenskraft, die strotzend sich
Durchsetzt; im fruchtbaren Schoße
entfaltet sich Neues, der Wiesengrund
gebiert sich selbst und freundlich
die blauende Kunde aus Göttermund.
Curd Michael Hockel
25.5.1964